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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2010-05-15 | |
„Bei der Abendrauferei hat er sich am besten gehalten. Sogar seine Gegner erkennen es an. Er hat sich Respekt verschafft, er wäre eine Zierde für den Verein.“ Das erfahren wir buchstäblich auf der letzten Seite des Romans. Ja, er muss also erst mal in den Verein aufgenommen werden, der Maurer Paintner aus Gerlfing, um das zu werden, wofür wir, die Leser, durch den ganzen Roman hindurch eigentlich den Gustl Gillich, alias Tabakwarengillich oder Kraulgustl, gehalten haben. Aber natürlich war es der Gustl, dessen Karriere wir hier eigentlich mitkriegen, der schon immer eine Zierde für den Verein war, auch wenn der Romantitel auf den Gerlfinger (heute zu Ingolstadt gehörende Ortschaft Gerolfing) hinzudeuten scheint.
Das war also das Leben in der tiefsten Provinz des oberbayrischen Landes, in der Stadt, die „nicht leben und nicht sterben“ kann, „seit ihr durch den Versailler Vertrag das Militär genommen wurde und alle Zubringerdienste für das Militär samt den Rüstungsbetrieben“. Also im Ingolstadt der Zwischenkriegszeit. Irgendwie sind sie uns alle vertraut, die Menschen, die Frau Fleißer unsterblich gemacht hat: Minze - der Sohn von Gustls Hausherr; der Scharrer, die Magenbrot - das Flittchen, Filomena Gillich – die resolute Mutter Mena, Frieda Geier – Gustls Herzschmerz, Linchen – Friedas nach Leben dürstende Schwester im Kloster, Riebsand – Gustls Konkurrent, Herr Stubenrauch – von der Firma Stubenrauch, Feinbäckerei, und natürlich der Maurer von Gerlfing, der Läufer Paintner. Mit etwas gutem Willen können wir sie auch heute noch alle in unserem Umfeld ausmachen. Es gibt keine klare Trennung zwischen Gut und Böse. Das Leben pulsierte damals in der 29.000-Einwohner-Stadt genauso wie heute in der Großstadt mit fast 100.000 Einwohnern mehr. Und wie wenig die Zeiten sich eigentlich bei allem sprichwörtlichen „Das waren damals noch Zeiten“ ändern, zeigt der von Gustl vereitelte Anschlag auf einen Zug, den der frustrierte, rachsüchtige Scharrer ausüben wollte. Die Sprache, in der uns dieses literarische Ingolstadtgemälde erhalten wurde, ist eben ein Markenzeichen der Fleißer. Da schwingt spürbar Lyrik durch die Prosa, wenn man Sätze liest wie: „Es ist keine Kleinigkeit für Minze, er geht dahin und krankt an der Leere.“ Marieluise Fleißer: Eine Zierde für den Verein - Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen; Suhrkamp Verlag; Auflage: 9 (1. Dezember 1975); ISBN-10: 3518367943, ISBN-13: 978-3518367940, Taschenbuch: 206 Seiten; EUR 8,00 (bei Amazon.de)
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