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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2005-07-31 | |
Vom 13. bis zum 21. November 1988 gastierten die Münchner Philharmoniker in Israel. Die „Jerusalem Post“ schrieb damals über den Chefdirigenten dieses weltberühmten Orchesters: „Es gibt heute einige große Dirigenten, aber es gibt nur einen Celibidache. Damit soll nicht gesagt sein, dass er der größte ist. Aber zweifellos ist er der eigenständigste, der sich von allen anderen unterscheidet... Celibidache interpretiert Musik nicht, er schafft sie neu.“
Am Freitag, dem 16. August 1996, erschien die Münchner „Abendzeitung“ mit folgender Schlagzeile: „Der große Celi ist tot“ und unter seinem Foto stand mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund: „König der Sinfonie, Magier der Musik und Sphinx der Dirigenten: Sergiu Celibidache. Mit ihm leuchteten München und die Philharmoniker.“ Der am 11. Juli 1912 in der rumänischen Stadt Roman geborene Sergiu Celibidache wurde 84 Jahre alt. Sein Todestag viel auf den 14. August. Damit war ein leuchtender Stern am Firmament der symphonischen Musik zwar erloschen, die Erinnerung an ihn konnte aber umgehend einsetzen, und sie hält an bis heute, ein klarer Beweis, dass der „Maistro“ in der Musikgeschichte seinen wohlverdienten Platz eingenommen hat. Für die Menschen, mit denen er unmittelbar zu tun hatte, bleibt er nicht nur unvergesslich, viele zitieren ihn in ihrem täglichen Schaffen. Seine Auffassungen von der Musik und ihre Rolle im Leben der Menschen sowie seine ungeschminkte Art, Überzeugungen zu äußern, machten Celi zu einem medienbegehrten Pultstar des 20. Jahrhunderts, dem es vor allem auch gelang, durch seine detailbesessenen Interpretationen musikbegeisterte Menschen in der ganzen Welt zu umarmen. Zwei Kenner und Bewunderer des Dirigenten, Stefan Piendl und Thomas Otto, haben „Sergiu Celibidache beim Wort genommen“ und versuchen Celi-Fans mit einer „Stenographischen Umarmung“ zu beglücken. Was man darunter verstehen kann? Es handelt sich schlicht und einfach um eine Zitatensammlung, Aussagen von Celibidache, die seinen Ruhm mindestens genauso zementiert haben wie seine einzigartigen Bruckner-Symphonien mit „seinen“ Münchner Philharmonikern. Mein Gott, was fiel dem nur ein, so etwas zu behaupten?... Na, der nahm aber gar kein Blatt vor den Mund... Auf die hatte er es wohl besonders abgesehen... Ach ja, so war das wohl gemeint... oder doch umgekehrt? - Solche und viele andere Gedanken gehen einem beim Lesen dieser Celibidache-Bonmots durch den Kopf. Schmunzeln und helles Auflachen gehört natürlich auch dazu. Celi spricht hier zu uns über Musik, das Dirigieren, Furtwängler, Kollegen, das Musizieren, Solisten und Sänger, Komponisten, Bruckner, dies & das, das Lehren, die Orchester, das Publikum, Kritiker :„Das sind alles Nullitäten.“, Gott und Religion, Schallplatten: „Tönende Pfannkuchen, Dreck, Onanie“, und schließlich über sich: „Heimat bedeutet mir sehr viel, aber ich war nie ein Nationalist. [...] Jetzt bin ich ein alter Mann und spüre ein einfaches, doch tiefes Schuldgefühl. Was habe ich für Rumänien getan? Nichts. Was hat Rumänien mir gegeben? Alles.“ War das Melancholie oder nur Sarkasmus? Eine unverblümte Äußerung muss nicht immer Klarheit schaffen. Marcel Reich-Ranicki würde sagen: Vorhang zu und alle Fragen offen. Das konnte Celi aber kaum interessieren, denn zu Ranickis Arbeitsgebiet hatte er eine dezidierte Meinung: „Ich verabscheue Romane. Ein einziges reales Leben ist mehr wert als tausend erfundene Geschichten.“ Dieses 157 Seiten umfassende, gebundene Buch bietet im Anhang ein aufschlussreiches Quellen- und trotz allem ein reiches Diskographieverzeichnis. Stefan Piendl und Thomas Otto (Hg.): Stenographische Umarmung – Sergiu Celibidache beim Wort genommen; ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg, 2002; ISBN 3-932581-55-5; EURO 13,83.
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