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Ich habe nie / ein eignes Haus besessen, / bin trotzdem Mensch
artikel [ Bücher ]
Stationen eines Lebens – Gedichte von Stefan Heinz-Kehrer

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von [Delagiarmata ]

2004-03-07  |     | 



Dr. Walter Engel, der Leiter des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Düsseldorf, zitierte in der BANATER POST/München vom 5. März 1993 den verdienten „volkstümlichen banatschwäbischen Erzähler, Publizisten, Schauspieler und Bühnenschriftsteller“ Stefan Heinz-Kehrer mit einem Interview-Satz aus dem Jahre 1970: „Ich bin sehr skeptisch, was diese Seite meines Schaffens betrifft und bekenne mich heute zu wenigen meiner Gedichte.“

Wie gut, dass nicht alles im Leben so endgültig ist. Es hat allerdings gut 33 Jahre gedauert, bis von den „wenigen Gedichten“ doch noch 62 vom Autor als veröffentlichungswürdig empfundene lyrische Kreationen den Weg in ein Gedichtbändchen gefunden haben. Und das ist wahrlich um kein Gedicht zu viel und um keines zu wenig.

Was uns vorliegt, sind 91 liebevoll mit Versen bestückte Seiten. Liebe, wenn auch oft als Ausdrucksform der Trauer, begegnet uns wirklich in jedem der thematisch geordneten Gedichte.

„Wiegenlied“ gehört zu den drei Gedichten der „Frühen Jahre“. Und von was anderem als von Liebe ist ein Dichterherz beseelt, wenn der Dichterfeder solche Verse entströmen: „Wächst dir im Traum in der Nacht / ein schöner Baum voller Pracht: / Du sollst ihn rütteln, / du sollst ihn schütteln! / Gute Nacht, gute Nacht.“

Was sind Gefühle der Zuneigung in einem „Krieg“ wert? Sie machen den Wert des Überlebens selbst aus. Neun Gedichte Heinz-Kehrers sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. Der Schmerz für die geschändete Kreatur und den gefallenen Kameraden – die Zugehörigkeit zu irgendeiner Nationalität wird zur Banalität – drückt sich im kollektiven Schweigen aus: „Und jemand sang den ersten Vers, / doch niemand stimmte ein; / Es senkte sich der Sonnenball / mit blutigrotem Schein.“

Liebe und die „Alte Heimat“ sind unzertrennlich wie Tag und Nacht und ebenso zum zeitlichen Hintereinanderherschreiten verdammt. Im Schmerz findet diese Liebe ihre poetische Kraft: „Ich wor noch lang net uf der Welt / un gsiehn doch, wie die Männer stampe, / des Haus aus Erd un Sprau un bisje Wasser. / . . . / Loßt mich alleenich / mit meim Schmerz!“

„In Deutschland und anderswo“ war und ist Stefan Heinz-Kehrer seit seiner Aussiedlung aus Rumänien gerne unterwegs. Dabei durfte so mancher Ort für den regen Geist des Meisters auch schon mal eposhaft anmuten: „Hier schritt einst Hermann / mit seinen Scharen, / die Freiheit zu retten.“

„Österreich“. Es ist fast müßig, hier bei Stefan Heinz-Kehrer von Liebe zu sprechen. Sie gehört einfach zu seinem Wesen, dem am 28. Februar 1913 in Kleinsanktpeter im damals noch nicht rumänischen Banat Geborenen. Mit Österreich (besonders dem habsburgischen) verbindet der Dichter sein geschichtliches Urgefühl. Und wie anders als balladesk könnte es dann auch klingen? „Pannonien wir kommen! / Woll’n deine Kinder sein! / Wir werden deiner Schönheit dienen, / nimm uns nur freundlich auf!“

„Wenn sich die Jahre neigen“ gibt’s „Noch klenere Schritte, / noch kerzere Weche. / Un schun ganz nägscht / dei Ziel.“ Dieses Ziel kann belastend, bedrückend und ernüchternd sein, aber durchaus auch für eine „Späte Erkenntnis“ Pate stehen.

„Der Tod“ schenkt uns in diesem Gedichtband sehr rührende Bank-Gedichte. Wenn die Einsamkeit dichtet, treibt sie dem Leser gelegentlich Tränen in die Augen und zieht ihm den Magen zusammen: „Hier sitz ich nun, im Winter, / auf der verschneiten Bank, / ich friere und ich zittre, / das Herz ist müd und krank.“ Im Dezember 1999 wurden diese Verse niedergeschrieben, von dem 86-jährigen Dichter Stefan Heinz-Kehrer.

Und trotzdem schöpft der gealterte Poet noch sarkasmusfreie Kraft aus seiner gesammelten Lebensweisheit. Auch resignativ klingt es bei ihm eigentlich nur auf den ersten Blick. Da schwingt schon noch etwas von dem volkstümlichen, lebensbejahenden Humor des „Vetter Matz vun Hoppsenitz“ mit: „ Ich habe nie / ein eignes Haus besessen, / bin trotzdem Mensch / wie alle andern hier. / Mein eignes Haus, das ist schon ausgemessen: und zwei Quadratmeter, die reichen mir.“

Als würde er uns zum Abschied noch einmal sagen wollen: Leit, ich han eich doch dorch un dorch gekennt.


Stefan Heinz-Kehrer: Stationen eines Lebens – Ausgewählte Gedichte; ADZ Verlag, Bukarest 2003; ISBN 973-8384-08-7; 10 €; zu beziehen bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Sendlinger Straße 46/I, 80331 München; Tel. 089/235573-0, Fax 089/235573-10, E-Mail: [email protected]


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