Kommentare der Mitglieder:

 =  Pressestimmen nach der Preisverleihung 1
Anton Potche
[13.Dec.09 13:37]
DONAUKURIER Nr. 286, 11.Dezember 2009

Titel: "Sie haben uns Wörter gegeben, die uns tief ergreifen" - Schriftstellerin Herta Müller nimmt in Stockholm ihren Literaturnobelpreis entgegen

[...] Der Literaturnobelpreis für "großen Mut" beim Widerstand gegen die Diktatur mit Wörtern: Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller (56) hat gestern aus der Hand von Schwedens König Carl XVI. Gustaf den begehrtesten Literaturpreis der Welt in Empfang genommen. [...]

"Deutsch-rumänische Schriftstellerin" ist insofern korrekt, als Herta Müller auch ein Buch in rumänischer Sprache verfasst hat: Este sau nu este Ion (Ist oder ist es nicht Ion), Polirom Verlag, Iaşi 2005, ISBN 973-681-994-9, 176 Seiten. Das Buch enthält Gedichtcollagen und kann auch als Hörbuch erworben werden.


 =  Pressestimmen 2
Anton Potche
[14.Dec.09 22:21]
FRANKFURTER RUNDSCHAU, 11.Dezember 2009

Titel: Herta Müller in Stockholm - Der König verneigt sich

[...] Beim anschließenden Galadiner sitzt sie nicht neben dem König, weil er nicht Deutsch sprechen möchte. Was sich bei der kleinen Audienz später gründlich ändert: Sie spricht so angeregt mit dem Königspaar, dass die ganze Zeremonie ins Stocken kommt, aus einer geplanten Viertelstunde wird knapp eine Stunde. Sie sprechen über Ceauşescu - der sich bei einem Staatsbesuch in Stockholm gründlich danebenbenahm und alle beschimpfte (was die Königin, die Portugiesisch spricht, leider verstand) - und über das Leben in der Diktatur. [...]

Es wäre unfair, sich jetzt einzubilden, dass Herta Müller auch über unser, sprich dem Gros der Banater Schwaben, Schicksal mit Seiner Majestät gesprochen hat. Unser Leben in der Diktatur kann nicht mit dem Herta Müllers verglichen werden. Das wäre vermessen. Wir, die Masse, haben uns arrangiert, sie hat opponiert. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

 =  Pressestimmen 3
Anton Potche
[16.Dec.09 12:34]
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Nr. 289, 12. Dezember 2009

Titel: Die Liebe ist mir in den Kopf gewachsen - Ihre Bücher hätten ja wohl den Preis bekommen, hat sie gesagt, aber zur Übergabe musste sie selbst erscheinen: Souverän zieht sich Herta Müller in Stockholm aus der Staatsaffäre.

[...] In ihrem schlichten schwarzen Kleid mit weißem Gürtel und weißem Saum war Herta Müller inmitten der opulenten Ballroben und des allgemeinen Geglitzers mancher echter und vieler falscher Juwelen die eigentliche Hauptperson des Abends. Nicht nur in ihrer Erscheinung steht sie für die Konzentration aufs Wesentliche. [...] Es ist die Autorin selbst, die ihr Publikum wachrüttelt. Auch wenn sie es nicht darauf anlegt, vermittelt sie mit jedem Wort eine innere Haltung, die vor keinem Protokoll und keiner behaupteten Autorität kapituliert. Das Mitreißende daran: Sie selbst sieht darin nichts weiter als eine Selbstverständlichkeit. [...]

* * *

Titel: Herta Müller: Von der Wahrheit der Sprache (Ansprache beim Nobelbankett)

[...] Das Dorf kam mir immer mehr vor wie eine Kiste, in der man geboren wird, heiratet, stirbt. Alle Dorfleute lebten in einer alten Zeit, wurden schon alt geboren. Man muss das Dorf irgendwann verlassen, wenn man jung werden will, dachte ich. Im Dorf waren alle vor dem Staat geduckt, aber untereinander und gegen sich selbst kontrollwütig bis zur Selbstzerstörung. [...]

Zu der Zeit, als Herta Müller ihre ersten literarischen Schritte machte, hatte ich einen sehr, sehr guten Freund, ja ein zweites Ich, der in einem solchen Dorf in der Banater Hecke lebte. Und er liebte ein Mädchen. Ein rumänisches Mädchen. Das war ein Verbrechen gegen die jahrhundertealte Ahnenreinheit seiner Familie, ja des ganzen Dorfes. Er hatte aber nicht wie Herta Müller das Glück oder die Kraft, das Dorf zu verlassen. Er ist dem familiären, verwandschaftlichen und dörflichen Psychoterror zum Opfer gefallen. Seine Schwankungen töteten nie seine Liebe, nahmen ihm aber die Kraft zum Handeln. Das Mädchen ist eines Tages von dannen gezogen und mein Freund erlag seinen "Beschädigungen" (Herta Müller).

Anton Delagiarmata





 =  Pressestimmen 4
Anton Potche
[18.Dec.09 20:31]
BANATER POST, München, 20. Oktober 2009

Titel: Literatur-Nobelpreis 2009 an Herta Müller

[...] Es war eine Nachricht, die bei den Banater Schwaben schnell die Runde machte: Herta Müller ist die Nobelpreisträgerin 2009 für Literatur. [...] Bei der Eröffnung des traditionellen Banater Chortreffens in Gersthofen bei Augsburg am 11. Oktober, wo weit über 500 Landsleute aus dem gesamten Bundesgebiet zusammenkamen, ging Bernhard Krastl, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, auch auf die Nobelpreisvergabe ein und gab seiner Freude darüber Ausdruck, verbunden mit dem Wunsch, dass die Arbeit der Schriftstellerin auch weiterhin von Erfolg gekrönt sei. Der Bundesvorsitzende wörtlich: "Im Namen aller Landsleute möchte ich der Schriftstellerin Herta Müller zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises herzlich gratulieren." [...]

Wirklich "aller" Landsleute? Vor zwanzig Jahren, als die Stadt Ingolstadt den Marie-Luise-Fleißer-Literaturpreis an Herta Müller vergab, war das der BANATER POST keine Zeile wert. Immerhin ist Ingolstadt die Patenstadt der Banater Schwaben in Bayern. Totschweigen unliebsamer Intellektueller war seit jeher ein bewährtes Mittel der kommunistischen Kulturnomenklatura Rumäniens. Es scheint auch hierzulande seine Befürworter gefunden zu haben - zumindest zeitweise.

Delagiarmata

 =  Pressestimmen 5
Anton Potche
[20.Dec.09 22:09]
BANATER ZEITUNG, 18. November 2009

Titel: Betrunkene, Schnorrer und neun Deutsche - Herta Müllers Schatten auf dem Friedhof von Nitzkydorf (übersetzt aus der rumänischen Zeitung JURNALUL NAŢIONAL, 10. Oktober 2009)

[...] Seit dem Tag, als im Fernsehen angekündigt wurde, dass die Schriftstellerin Herta Müller mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde und sie in Rumänien geboren und aufgewachsen ist, haben sich viele Einwohner aus ihrem Geburtsort gefragt, was dieser Nobelpreis bedeutet und wer diese Herta Müller eigentlich ist. Und wenn es sich um eine Dorfbewohnerin und eine Million Euro handelt, was springt für sie raus? [...]

Na also: Das scheinen doch praktisch denkende Menschen zu sein, die jetzt in Nitzkydorf leben. Von daher gesehen, sind sie ihren deutschen Vorbewohnern doch sehr ähnlich. Ein Unterschied könnte allerdings in den Luftschlössern liegen, die Ehemalige und Jetzige mit der Millionenillusion bauen würden.

Delagiarmata

 =  Pressestimmen 6
Anton Potche
[23.Dec.09 14:06]
ALLGEMEINE DEUTSCHE ZEITUNG FÜR RUMÄNIEN, 21. November 2009

Titel: Rundtischgespräch über Herta Müller in Stockholm

[...] Die rumänische Botschaft in Stockholm organisierte am 9. November ein Rundtischgespräch zum Thema "Herta Müllers Rumänien", wobei mehrere Sichtweisen auf das Werk der deutschen, in Rumänien geborenen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin zur Diskussion gestellt wurden. [...] Dabei wurde im Allgemeinen die Rolle des Schriftstellers während der Diktatur in Rumänien sowie im Besonderen derjenigen Schreibenden hervorgehoben, die einer ethnischen Minderheit angehörten, wie im Fall Herta Müllers. [...] Von 1999 an wurde Herta Müller drei Mal von Deutschland aus für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen.

In Deutschland leben ja auch die Landsleute aus der ethnischen Minderheit, in die Herta Müller hineingeboren wurde. Wie viele von ihnen hätten einen dieser Vorschläge wohl unterschrieben?

Delagiarmata

 =  Pressestimmen 7
Anton Potche
[29.Dec.09 18:44]
BERLINER ZEITUNG, 12. November 2009

Titel: Herta Müller dachte an Suizid

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Herkunftsland Rumänien. "Heimat ist das, was man nicht ertragen kann, wenn man dort ist, und nicht loslassen kann, wenn man weg ist."

Wie wahr! Manchmal fühlt auch Delagiarmata so. Die sich häufenden Veranstaltungen von Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen in ihrer "alten Heimat" sind der beste Beleg für diese Definition.




 =  Pressestimmen 8
Anton Potche
[30.Dec.09 18:43]
ALLGEMEINE DEUTSCHE ZEITUNG FÜR RUMÄNIEN, 12.12.2009 & Beilage BANATER ZEITUNG, 9.12.2009

Titel: Seite 1 - Farbfoto von der Verleihung des Literaturnobelpreises
- Glasklar in Schwarz - Herta Müller nahm in Stockholm den Nobelpreis in Empfang
- Lyrisches Geschenk für Temeswar - Herta Müller nimmt morgen Nobelpreis entgegen
- Machtdarstellungen in den Texten Herta Müllers
- Auf der Suche nach Herta - Mit schwedischen Journalistinnen durch Nitzkydorf unterwegs


Wer liest, kann das als Stimmen aus der Heimat wahrnehmen.

Delagiarmata

 =  Pressestimmen 9
Anton Potche
[31.Dec.09 18:35]
DONAUKURIER Nr. 301, 31. Dezember 2009

Titel: Jahresrückblick - Die Leute des Jahres 2009 - Gewinner

Die Spitzenfrau - Margot Käßmann (51)[...]
Der Machtmensch - Ferdinand Piëch (72) [...]
Das Stimmwunder - Susan Boyle (48) [...]
Der Aufsteiger - Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (38) [...]
Die Heimatlose - Herta Müller (56) entwirft Landschaften der Heimatlosigkeit, im Oktober bekommt sie dafür den Literaturnobelpreis. Im rumänischen Banat wird sie 1953 geboren, als Deutsche, und durchlebt ihre Kindheit als Schule der Angst im Alltag der Diktatur. Mitte der 80er Jahre kommt sie nach Deutschland, gehört seither zu unseren wichtigsten Autoren. Der Preis von Stockholm ist nurmehr Bestätigung.
Der Meistermacher - Felix Magath (56) [...]

Es wäre bestimmt interessant, das deutsche Medienecho der rumänischen Revolution von vor 20 Jahren mit dem der Nobelpreisverleihung von heuer zu vergleichen. Ich habe fast den Eindruck, Herta Müller hat die Nase vorn.

Delagiarmata





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