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artikel [ Gesellschaft ]
Kolumne 57

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von [Delagiarmata ]

2008-06-06  |     | 



Zwanzig Jahre lang spielte eine Werkskapelle für und im Namen eines Arbeitgebers. Mit der Zeit war der Kapellmeister in die Jahre gekommen. Die Fabrik begann sich zu ändern und mit ihr sollte sich natürlich auch das gesamte, nicht unbedingt produktionsbezogene Erscheinungsbild erneuern; so auch die Blaskapelle.

Der alte Militärmusiker in Werksuniform – davon gab es nach dem Krieg einige im Lande – ging oder wurde zum Aufhören überredet – so genau will das heute keiner mehr wissen – und ein junger, dynamischer Konservatoriumsdozent kam. Die Blaskapelle wandelte sich zum Orchester. Neue Musikanten kamen hinzu. Das Repertoire wurde reichhaltiger. Die alten Stücke fielen aber nicht alle dem Vergessen anheim. Das eine und andere Walzer- und Polkapotpourri, hie und da mal ein fescher Marsch erinnerten an die „gute alte Zeit“. Dabei fiel dann bei aufkommenden Erinnerungen auch schon mal der Vorname, sagen wir mal Willi, des alten Kapellmeisters. Musikantenanekdoten erfreuen sich ja nach wie vor großer Beliebtheit (bei den Musikanten – versteht sich) und auch der Willi kam so noch lange nach seinem Tode auch bei den jungen Orchestermitgliedern zu weltlichem Bekanntsein.

Das Orchester gedieh, steigerte sich von Jahr zu Jahr. Der Dirigent leistete ganze Arbeit. Des Orchesters größter Erfolg beruhte in der uneingeschränkten Akzeptanz, die ihm Stadt und Region entgegenbrachten. Es war Teil des Kulturlebens dieser Stadt geworden. Seine Wohltätigkeitskonzerte waren meistens ausverkauft und sein Repertoire sprach viele an, Modernisten wie Traditionalisten.

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Nur die Zeit in ihrer unerbittlichen Irreversibilität meinte es mit dem Dirigenten, nennen wir ihn Bernd, nicht viel besser als mit dem Kapellmeister. Aus der Fabrik, über das Unternehmen, war längst ein Konzern geworden. Und über die Welt war die Globalisierung gekommen. Und die riss den Dirigenten in ihren Sog wie weiland die Erscheinungsbildänderung den Kapellmeister.

Es fällt trotzdem schwer den zwei Vorgängen, außer einer gewissen Periodizität – es waren auch diesmal 20 Jahre –, Gemeinsamkeiten abzuringen. Ersterer hatte zumindest den Anschein eines fließenden, dem natürlichen Lauf des Lebens geschuldeten Übergangs, während dem zweiten eine beängstigende Radikalität anhaftete. Mit dem Erscheinungsbild musste sich alles grundlegend ändern: Repertoire, Zielgruppe, Auftritte usw. Selbst das wäre im allgemeinen Mainstreamrausch noch nachvollziehbar – schließlich ist man ja ein Weltbürger und kein verbohrter Gestriger -, wäre da nicht dieser peinliche Umgang mit der von fast allen noch erlebten Vergangenheit.

Wenn der neue Dirigent – nennt man ihn überhaupt noch so, oder ist er längst zum Bandleader geadelt worden? – nur von „meinem Vorgänger“ spricht, mag das der Tatsache zuzuschreiben sein, dass er diesen persönlich nicht kannte. Dass aber die Orchestermitglieder in Diskussionen in den Proben nur von „deinem Vorgänger“ oder gar von „dem Vorgänger“ sprechen, ist ein Aspekt, dessen Beurteilung eindeutig im Bereich der Moral, des Anstandes und letztendlich des Charakters zu suchen ist.

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