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Ein spöttisch liebenswerter Blick auf die deutsche Literaturszene
artikel [ Bücher ]
Lila, Lila – Roman von Martin Suter

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von [Delagiarmata ]

2005-12-19  |     | 



Plagiat (lat.), das, unbefugte Benutzung und Nachahmung von urheberrechtlich geschützten Werken (z. B.: Literatur, Musikwerke u.a.) – so eine Lexikoninformation.

Also es reicht aus, etwas oder jemand nachzuahmen, und schon kann man des Plagiats bezichtigt werden. Eine schwammige, sehr schwammige Auslegung ist das, denn über so viel Originalität verfügt die Menschheit gar nicht, um Ähnlichkeiten zwischen künstlerischen Werken zu vermeiden. Und wie steht es da mit der berühmten Vorbildfunktion?

Martin Suter hat sich auf dieses Glatteis erst gar nicht begeben. Er blieb auf der sicheren Seite der Begriffsauslegung und ließ seinen Haupthelden, den Kellner David Kern, einfach ein fertiges Romanmanuskript finden. Der Rest läuft wie geschmiert, fast ohne sein Zutun, ja oft sogar gegen seinen Willen.

David schreibt den Roman „sophie, sophie“ eines gewissen Alfred Duster ab, tauft ihn auf „Lila, Lila“ um, versucht damit seiner literaturbeflissenen Freundin Marie Berger zu imponieren und wird ohne weitere Anstrengungen ein Bestsellerautor. Marie hat das Manuskript kurzerhand an einen Verlag geschickt.

Der gute David hatte allerdings trotz eingehender und beruhigender Recherchen über Alfred Duster – der Mann war tot – nie ein gutes Gewissen und immer Angst vor der Enthüllung seines Geheimnisses. Und es kam dann auch, wie es kommen musste: Eines Tages tauchte Jakob Stocker, genannt Jacky, ein Einwohner des Sankt-Josef-Männerheims, auf. Er hätte das Manuskript zu „Lila, Lila“ verfasst, behauptete und bewies er. Die Malaise war fertig. David Kerns Autorendasein schlitterte in ein wahres Chaos. Und Marie? Wie kam sie mit dem immer realitätsfremder werdenden David zurecht?

Martin Suter beantwortet bis zum Schluss des Romans alle Fragen. Nichts bleibt offen. Man könnte zwar an der abgedroschenen Enthüllungsszene auf dem Totenbett herumnörgeln, sollte sich aber angesichts der interessanten Romanstruktur und der gewährten Einblicke in die Literaturszene (Verleger, Agenten, Buchhändler) nicht unbedingt lange damit aufhalten. Denn mal ganz ehrlich, welcher Roman hat jemals alle Erwartungen der unendlichen Lesergeschmacksskala erfüllt?

Der Autor baut seine Geschichte mit Rückblenden auf. Das heißt, er hält einen Moment fest, eine existierende Situation, und rollt dann rückwärts erzählend auf, wie es dazu gekommen ist. Besonders am Anfang fordert dies vom Leser erhöhte Konzentration, bis man den Rhythmus verinnerlicht hat.

Martin Suter pflegt einen sehr flotten, journalistischen Stil. Seine Sätze drängen vorwärts. Die Handlung will ohne langes Zögern, Philosophieren, Grübeln oder Besinnen den nächsten Tatbestand erreichen. Als sehr erfolgreicher Kolumnist (Die Weltwoche / Schweiz) ist das auch verständlich.

Sein Blick auf die Literaturszene ist keineswegs bösartig, aber auch nicht schonend. Er entspricht einer etwas spöttisch und trotzdem liebenswert angehauchten Sicht auf eine von vielen Künsteleien und geschwollenen Redensarten dominierte Welt.

Über Dreharbeiten zu einem Film mit David Kern (in einem Tierpark) heißt es dann auch im gleichen Tonfall: „Ohne sich um den Standort der Kamera zu kümmern, nähert sich die große Hoffnung der neuen deutschen Literatur der Bank, noch drei, noch zwei Meter. Schon beugt sie sich vor und tastet mit von der Kamera abgewandtem Blick vorsichtig nach der Sitzfläche, damit sie sich nicht daneben setzt. Und – sitzt, schlägt das linke Bein über das rechte, nein, das rechte über das linke, stützt den Kopf in die Hand und blickt versonnen auf das vietnamesische Hängebauchschwein, das halb im Schlamm vergraben in die Sonne blinzelt.“

Und wie präsentiert man einen Roman besser, als ihn mit Schlagzeilen wie „Lila, Lila von David Kern, die Geschichte einer verbotenen Liebe und vielleicht der Anfang vom Ende der literarischen Postmoderne“ anzukündigen. Schlagzeilen hin, Schlagzeilen her, der 1948 in Zürich geborene und in Spanien und Guatemala lebende Martin Suter kann mehr, als nur beißende Business-Class-Kolumnen schreiben. Er kann auch längeratmig erzählen, ohne dabei langatmig zu wirken.

Weitere Bücher von Martin Suter: Small World (1997), Die dunkle Seite des Mondes (2000), Business Class 1 (2000), Business Class 2 (2000) Ein perfekter Freund (2002), Un ami parfait (2003) Business Class. Neue Geschichten aus der Welt des Managements (2004), Richtig leben mit Geri Weibel (2004) Huber spannt aus (2005).


Martin Suter: Lila, Lila; Roman; Diogenes Verlag, 2004, 352 Seiten, ISBN: 3-257-06386-5, € 21,90 (Stoffeinband) oder ISBN: 3-257-23469-4, € 9,90 (Taschenbuch)

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