Kommentare der Mitglieder:

 =  Resonanz 1
Anton Potche
[11.Dec.09 13:45]
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Nr. 285; Donnerstag, 10.Dezember
Titel: Im Schatten der Securitate - Wie die rumäniendeutschen Autoren überwacht wurden
[...] Das Ganze glich, trotz des ernsten Anlasses, streckenweise einem nostalgischen Klassentreffen unter Schicksalsgenossen, waren doch fast alle wichtigen Mitglieder aus dem sogenannten Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreis und aus der Aktionsgruppe Banat anwesend, die in den siebziger und achtziger Jahren in Hermannstadt, Temesvar oder Klausenburg lebten und schrieben. [...] Jetzt saßen sie da oben auf dem Podium, feinere ältere Herren voller Selbstironie und Skepsis, und versuchten sich einen Reim auf ihre Akten und den Überwachungsfuror der Securitate zu machen, die die Literatur mehr zu fürchten schien als jede andere Kunstform. [...]

Das klingt alles nicht nach dem heißen Herbst, den Werner Kremm, Redaktionsleiter der BANATER ZEITUNG und ehemaliges Mitglied der Aktionsgruppe Banat, in dem Temeswarer Wochenblatt angekündigt hat.

 =  Resonanz 2
Anton Potche
[12.Dec.09 17:57]
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Nr. 287, 10. Dezember 2009

Titel: Mitteilungen eines Privatmannes - Ein Saal voll alter Wunden: In München wollen deutsche Autoren aus Rumänien über ihre Securitate-Akten reden. Einer von ihnen offenbart sich plötzlich als Spitzel - Werner Söllner.

[...] Die meisten Teilnehmer im großen Veranstaltungssaal der Sudetendeutschen Stiftung in München trifft es völlig unvorbereitet, als der Tagungsverlauf für eine persönliche Erklärung unterbrochen wird. [...] "Deutsche Literatur in Rumänien im Spiegel und Zerrspiegel der Securitate-Akten" lautet der Titel der Tagung, zu der Historiker und Studenten gekommen sind, aber vor allem viele ehemalige Dissidenten sowie zahlreiche Angehörige der Landsmannschaften der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen. Was hier stattfindet, ist nicht zuletzt ein Heimattreffen der unheimlichen Art: ein Saal voll alter Wunden und offener Rechnungen. Werner Söllner bleibt vor dem Podium stehen, auf dem bereits die Referenten sitzen. Er geht nicht hinauf, tritt nicht ans Rednerpult, sondern verliest seine Erklärung stehend. [...] Der erste Anwerbeversuch erfolgte 1971. [...] Gefragt wurde noch der verängstigte Student und Lyriker Söllner, aber die Antworten gab schon der Spitzel namens "Walter": "Ich bin jemand, der sich nicht ausreichend zur Wehr setzen konnte. Das kann ich mir bis heute nicht nachsehen." [...] Der Applaus ist noch nicht verklungen, da springt ein jüngerer Mann auf und bittet Söllner, sich neben Sterbling und die Referenten zu setzen, die oben auf der Bühne ausgeharrt haben, als wären sie die Vorsitzenden eines Tribunals, das sie lieber nicht miterlebt hätten. "Sie gehören aufs Podium", ruft der Mann, "es gibt keine absolut Guten und keine absolut Schlechten in diesem Saal!" Söllner zögert, als gebe es keinen richtigen und keinen falschen Platz für ihn in diesem Saal. Dann betritt er unter dem Beifall des Saales die Bühne.

Wahnsinn! Alle Demokraten dieser Welt stellen die Spitzel der kommunistischen Vergangenheit - mit mehr oder weniger Eifer - an den Pranger; die Rumäniendeutschen hieven ihre Securitate-Spitzel aufs Podium.

 =  Resonanz 3
Anton Potche
[15.Dec.09 23:13]
FRANKFURTER RUNDSCHAU, 11.12.2009

Titel: Söllner und die Securitate - Mehr als eine Fußnote zu Herta Müller

[...] Der Lyriker Werner Söllner ist IM Walter. [...] Gewiss knüpfen sich an den Fall Söllner, wie so oft im Zusammenhang mit verschwiegener Schuld, unvermeidliche Fragen. Warum erst jetzt? Wem wurde geschadet? Die besonnene Reaktion der Zuhörenden auf Söllners Bekenntnis lässt hoffen, dass die Fortsetzung dieses Kapitels eher von Wissensdrang als von Schuldzuweisung und Scham bestimmt werden wird. Zur Genese des Werks von Herta Müller, die gestern den Nobelpreis entgegengenommen hat, ist es mehr als eine Fußnote. [...]

Warum sollten Spitzel eigentlich nicht mit Schuldzuweisungen bedacht werden und warum sollten sie sich nicht schämen? Das wäre doch eigentlich die Mindesstrafe, die ihnen zusteht. Es mag ja sein, dass man nicht unbedingt mit der bösesten Absicht mitgemacht hat; wessen Spitzeldienste aber über einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen wurden, der muss doch im Sinne der Securitate gehandelt haben. Und dass die nichts Gutes im Schilde führte, war noch nie ein Geheimnis.


 =  Resonanz 4
Anton Potche
[17.Dec.09 21:30]
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, 11. Dezember 2009

Titel: Das üble Geschäft der Securitate - Rumäniendeutsche Schriftsteller haben eine erste Akteneinsicht erhalten und berichten darüber irritiert an einer Münchner Tagung

[...] Der Schriftsteller Johann Lippet, Mitbegründer der "Aktionsgruppe Banat", veröffentlichte im Wunderhorn-Verlag in Heidelberg einen ersten Einblick in seine Unterlagen ("Aus dem Leben einer Akte"), von dessen Vorläufigkeit er allerdings überzeugt ist: An einer Tagung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) in München Anfang der Woche verwies er darauf, "dass sich das Ausmaß der Tätigkeit eines Informanten nur dann erschließt, wenn seine Berichte, die in den Dossiers zu einzelnen Personen auftauchen, in ihrer Gesamtheit erfasst werden." [...]

Es wäre eigentlich schade, die fruchtbare und bestimmt anstrengende Arbeit der Informanten nicht in ihrer leuchtenden Fülle kennenzulernen. Schließlich handelt es sich um Patrioten, die alles für das Wohl des Vaterlandes gegeben haben und zur Rettung der kommunistischen Volksseele sogar Freunde geopfert haben - natürlich mit untröstlichem Schmerz in der Spitzelbrust.

Delagiarmata

 =  Resonanz 5
Anton Potche
[19.Dec.09 12:17]
DONAUKURIER Nr. 286, 11. Dezember 2009

Titel: Lyriker Werner Söllner: "IM wider willen" für die Securitate

[...] Der Lyriker und Leiter des Hessischen Literaturforums, Werner Söllner, hat nach eigenen Angaben früher mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate zusammengearbeitet. Er sei unter Drohungen des Geheimdienstes von 1971 bis 1974 zum "IM wider Willen" geworden, sagte Söllner gestern. [...]

Ein Täter wider Willen ist doch eigentlich ein Opfer, wenn mich nicht alles täuscht.

Delagiarmata

 =  Resonanz 6
Anton Potche
[21.Dec.09 23:11]
TAGESSPIEGEL, 12.12.2009

Titel: Büßen für die Schurken - IM ja, Spitzel nein? Werner Söllners Securitate-Geschichte und Ceauşescus Rumänien in den siebziger Jahren - von Gerhardt Csejka

[...] Ehe eine Kopie der (handschriftlichen?) Originalberichte von Werner Söllner vorliegt, lässt sich nicht darüber urteilen, ob er jemandem zum Schaden oder (wie offenbar im Fall des Klausenburger Germanisten Michael Markel) zu dessen Gunsten berichtet hat. Ich weigere mich allerdings zu glauben, dass er ein Spitzel war, also jemanden im Sinne der Securitate-Vorgaben ausgehorcht hat, oder gar um eigener Vorteile willen der Behörde von sich aus Böses, das "Opfer" schädigende Informationen gemeldet hat. [...]

Das klingt fasst so, als ob der Autor dieses Artikels schon mal für das eventuelle Auftauchen eines eigenen Spitzeldaseins - natürlich gut gemeinten - in den Securitate-Akten Vorsorge treffen will. Ich meine, was ein Dinescu-Übersetzer konnte dürfte ein Cărtărescu-Übersetzer zumindest auch imstande sein. Diese rumänischen Schnüfflerdossiers sind voller Absurditäten. Denken wir nur an den Historiker Dan Berindei, der seinen 1970 in den Westen abgehauenen Sohn bespitzelt hat. Diese Absurdität haben die Securitate-Akten wohl mit allen anderen kommunistischen Geheimdienstdokumenten gemeinsam.

 =  Resonanz 7
Anton Potche
[22.Dec.09 23:47]
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Nr. 292, 16. Dezember 2009

Titel: Bespitzelung bis in den letzten Vers - Die Berichte von Werner Söllner als IM "Walter" an die Securitate hatten Folgen für die Aktionsgruppe Banat - von Richard Wagner

[...] Als ich im Frühjahr 2009 Werner Söllner diese Unterlagen vorlegte, meinte er zunächst, er sei nicht Walter, er könne es nicht sein. Dann räumte er ein, zumindest mit Walter gemeint gewesen zu sein, aber ohne es zu wissen, sowie der Hertza nicht sein Führungsoffizier gewesen sei, er sich aber doch einige Male, immer wieder, wie er heute sagt, mit ihm getroffen habe. [...] Die "Walter"-Berichte leiten einen beschleunigten Prozess der Repressalien gegen die Aktionsgruppe Banat ein, mit dem erklärten Ziel ihrer Zerschlagung. [...] Werner Söllner versichert heute, er habe niemand wissentlich in größerem Umfang geschadet. Aber wie soll man das Faktum deuten, dass er zumindest in der Abschrift des Offiziers anbietet, nach Temeswar zu weiteren Recherchen über uns zu reisen, falls man ihm die Reisekosten erstattet? [...]

Ganz einfach, Herr Wagner: Informationen zum Nulltarif sind nun mal nichts wert, meint Delagiarmata.

 =  Resonanz 8
Anton Potche
[27.Dec.09 18:23]
FRANKFURTER RUNDSCHAU, 16. Dezember 2009

Titel: Offener Brief (von Harry Oberländer an Richard Wagner) - Was für ein System das war

[...] Das heißt im Umkehrschlöuss nicht, dass ich Werner Söllner, mit dem mich seit seiner Ankunft in der Bundesrepublik Deutschland Anfang der achziger Jahre eine Freundschaft verbindet, die in diesen langen Jahren sehr unterschiedliche Formen des Umgangs und der Nähe und Ferne hatte, nun für einen Schurken halte. Er ist der Dämon nicht, sondern er ist nach allen Informationen, die mir vorliegen, Täter und Opfer zugleich. Er ist Opfer nicht erst, seit er die Zusammenarbeit mit der Securitate verweigert hat, sondern auch, als er den Drohungen nicht widerstand und Informant des Geheimdienstes wurde. [...]

Jetzt dauert's nicht mehr lange, dann sind Wagner, Müller, Totok, Wichner, Samson & Co. die wirklichen Schurken. Das sieht Delagiarmata kommen. Hoffentlich irrt er sich da - wie so oft in seinem Leben.

 =  Resonanz 9
Anton Potche
[28.Dec.09 22:16]
DER SPIEGEL Nr. 51, 14.12.2009
Titel: Geheimdienst - "Wir wollen ihn ja nicht hängen" (Interview mit Richard Wagner)

[...] Es war nicht schwer, Werner Söllner als IM "Walter" zu identifizieren. [...] Es war ja auch das erste Mal, dass ein rumäniendeutscher Securitate-Informant sich öffentlich geäußert hat - nach 20 Jahren! [...] Und ich habe persönlich auch keine Probleme mit Werner Söllner. Es geht uns um die Klärung nach so langer Zeit. [...] Wir wollen ihn ja nicht hängen sehen, wir möchten einfach nur wissen, wie das damals zustande kam. [...] Das ist ja das Schlimme: Er hat in all den Jahren nie etwas gesagt. Und er hätte wohl auch jetzt nichts gesagt, wenn wir nicht die Akten gehabt hätten. [...]

Das scheinen auch die anderen Securitate-IMs, obwohl ihre wahren Namen längst durch die Medien geistern, gar nicht im Sinn zu haben. Eigentlich schade, denn Rückgrat kann man auch nach begangenem Unrecht zeigen. Man braucht dazu allerdings mehr Mannssein als beim Verüben der schändlichen Tat.
Matthias Platzeck (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, hält in einem SPIEGEL-Essay fest: "20 Jahre nach dem revolutionären Umbruch in der DDR müssen wir in Deutschland endlich anfangen, es mit dem überfälligen Prozess der Versöhnung wirklich ernst zu meinen."
Der Mann hat recht, nur zum Unterschied von den Securitate-IMs haben die LINKEN-Abgeordneten in Brandenburg ihre Stasi-Spitzel-Tätigkeiten mehr oder weniger freiwillig zugegeben. Versöhnung ja, aber bitte nicht so, dass zum Schluss die Opfer als Bittsteller dastehen.

Delagiarmata

 =  ein wundige ZEit
Anni- Lorei Mainka
[27.Feb.10 04:41]
einen grossen verspaeteten Dank




Keine anonymen Kommentare erlaubt!
Um Kommentare zu schreiben,
müssen Sie ein Konto haben und sich einloggen!


Zurück!